"Als Schisser um die Welt" von Jan Kowalsky
"Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen." (Matthias Claudius)
Klappentext:
Strandurlaub und Stadtrundfahrten waren gestern – heute gehen wir Bergsteigen im Himalaya oder machen Hundeschlittenrennen in Alaska. Alles ist möglich, kein Ziel unerreichbar! Und doch gibt es Leute, die wollen gar nicht weg. Der Schisser zum Beispiel würde lieber zu Hause bleiben. Das Problem ist nur: Seine Frau liebt Abenteuerreisen. Und er liebt seine Frau. Also verbringt er seine Freizeit notgedrungen überall, nur nicht auf dem geliebten Sofa. Erspart bleibt ihm auf seinen unfreiwilligen Reisen rund um den Globus natürlich nichts: menschenfressende Riesenechsen, Wildwasserrafting mit Zahnverlust, Safari im Schweinsgalopp, auf dem Elefanten durch den Dschungel und dabei immer mit den Nerven zu Fuß. Dies ist die Geschichte von einem, der mitmusste …
Zum Inhalt:
"Ich wurde 1976, im »Jahr des Drachen«, geboren. Passender wäre wohl das Jahr davor gewesen. 1975 gilt im chinesischen Kalender als das »Jahr des Hasen«. Denn ich muss zugeben: Ich bin ein Schisser. ..."
So beginnt der Autor in seinem Vorwort mit den Erzählungen über seine Fernreisen, auf die er sich einst nur seiner abenteuerlustigen Frau zuliebe einließ. Von Kindheit an daran gewöhnt ohne Risiken und auf Sicherheit bedacht durch das Leben zu gehen, ist eine Fernreise für den Autor bis dato undenkbar. Sogar die Ferien mit den Eltern gingen ausnahmslos auf Nummer sicher. Sie fanden alljährlich in Dänemark statt, ganz nach dem Motto: Da weiß man, was man hat! Und wenn jemand, so wie der ängstliche Verfasser dieses Buches, sogar ein Gedicht über sein heißgeliebtes Sofa schreibt, ist das doch sehr bezeichnend.
Seine Frau Sarah, die durch ihr Elternhaus völlig anders geprägt wurde, ist da aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Durch ihre Abenteuerlust, die sich zum Leidwesen des Autors auch auf ihre gemeinsame Urlaubsplanung ausdehnt, wird der Reisemuffel nun gezwungen die Sicherheit seines Schneckenhauses zu verlassen. Bereits bei dem Gedanken daran, und erst recht bei der Durchführung der Reisepläne, ereilt ihn somit eine Panikattacke nach der anderen. Schließlich lauern auf solchen Reisen alle möglichen Gefahren, angefangen bei fremdartigen wilden Tieren bis hin zu todbringenden tropischen Krankheiten. Ganz zu schweigen von den zweifelhaften Hygiene- und Sicherheitsstandards und fragwürdigen Essensgewohnheiten. Der höchst reiseunlustige Autor kann und will zunächst einfach nicht verstehen, warum man sich so etwas antun sollte.
Ein Abenteuergeist und ein Couchpotato, kann das gutgehen?! Weil Sarah zu Anfang auf Biegen und Brechen einfach ihr Ding durchziehen will, wird ihre Beziehung zueinander auf eine harte Probe gestellt. Ihr Mann wiederum will seine Ängste anfangs noch verbergen, doch das gelingt ihm natürlich nicht sehr lange. Einsicht und Kompromissbereitschaft sind hier gefragt, und zwar auf beiden Seiten. Und manchmal verleiht die Liebe ja sogar Flügel. …
Mein Fazit:
Dieses Buch bietet wirklich jede Menge Lesevergnügen. Auf äußerst humorvolle Art und Weise erzählt der Autor Jan Kowalsky hier von seinen Reisephobien, sowie von seinem Bemühen ihnen entgegenzuwirken. Der angewandte Schreibstil und die amüsanten Illustrationen haben mir dabei viel Freude gemacht. Das gilt auch für die Schilderungen über seine Reiseeindrücke, in denen der Autor sehr lebendig von Land und Leuten berichtet, so dass beim Lesen die entsprechenden Bilder im Kopf entstehen und mehr als einmal das eigene Fernweh angeknipst wird.
Indem der Autor sich so offen und selbstironisch zu seinen Ängsten bekennt, macht ihn das für den Leser sehr sympathisch. Leider war nach meinem Empfinden die eine oder andere Panikdarstellung doch ein wenig überdosiert, zu überspitzt. Das hätte dieses Buch gar nicht nötig gehabt und war auch der Grund, warum mich die Lektüre nach einem fulminanten Einstieg dann in der Mitte doch etwas verloren hat. Mit den letzten Kapiteln konnte der Autor mich allerdings wieder für sein Buch gewinnen, da hier mehr Gefühl und viele wunderbare Reiseeindrücke in den Vordergrund rückten. Deshalb hat mir dieser Leseabschnitt letztendlich ganz besonders gefallen.
Insgesamt gesehen vergebe ich für diesen abwechslungsreichen und kurzweiligen Reisebericht sehr gerne vier Sterne, mit starker Tendenz zu fünf Sternen. Und ganz zum Schluss möchte ich auch noch die hochwertige Verarbeitung des Buches lobend erwähnen, die mich überrascht und sehr gefreut hat.
Autor: Jan Kowalsky
Buch: Als Schisser um die Welt
Erscheinungsdatum: Juli 2015
ISBN: 9783442158041
Verlag: Goldmann Verlag