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"Ein Leben mehr" von Jocelyne Saucier

 

Ein Leben mehr

 

Ganz große Erzählkunst voller Weisheit und Poesie.

 

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Zum Inhalt:

Drei alte Männer lebten bisher völlig zurückgezogen, und jeder für sich allein, in den nordkanadischen Wäldern. Gemeinsam sind sie fast dreihundert Jahre alt. Jeder von ihnen hat seine eigenen Beweggründe, warum er sich einst von der Außenwelt abkapselte und die Einsamkeit suchte. Doch in erster Linie geht es den Männern um die ganz   große Freiheit, um ein selbstbestimmtes Leben bis hin zum Tod. Denn auch über ihren Tod wollen sie im Ernstfall frei entscheiden können. Sie sind bestens vorbereitet.

Zwei Frauen sind es, die große Veränderungen in die Einsiedelei bringen. Als erstes taucht eine Fotografin bei den betagten Außenseitern auf. Sie ist aufgrund ihrer Nachforschungen zu den "Großen Bränden" auf der Suche nach   einem gewissen Boychuck. Wenig später stößt Marie-Desneige dazu, eine zweiundachtzigjährige alte Dame mit einer sehr schmerzvollen Vergangenheit. Auch sie will, so wie die Männer, auf keinen Fall in ihr bisheriges Leben zurück.

Von nun an soll für die Einsiedler aus dem Wald nichts mehr so sein wie es vorher war, und das Leben wird ihnen  noch so manche Überraschung präsentieren. Sogar die Liebe wird ganz leise und vorsichtig an ihre Tür klopfen. Doch das wissen die Männer anfangs noch nicht. Und auch wenn seine Zeit noch nicht gekommen ist, ihr alter Freund, der Tod, schaut immer wieder mal vorbei. Ab einem gewissen Alter ist das eben so.

"Das hohe Alter schien ihr ein Hort der Freiheit zu sein, wo man sich keinen Zwängen mehr unterwirft und seinen   Geist auf Wanderschaft schicken kann." (Buchzitat, Seite 85/86)

 

***

Mein Fazit:

Dieser Roman ist ein wunderbares Buch über die Liebe, die Freiheit, und deren verschiedene Gesichter. Starke Charaktere, bewegende Szenerien und bildhafte Naturbeschreibungen entwickeln in dieser Geschichte einen Sog,   dem man sich kaum entziehen kann. Die einfühlsame und mitreißende Erzählform der Autorin kommt leise und dennoch sehr intensiv daher, und sorgt für eine unglaublich dichte Atmosphäre. Die Stimmung im Buch hielt mich von der ersten Seite an derart gefangen, dass ich in den Lesepausen stets einen kleinen Moment brauchte, um wieder in die Realität zurückzukehren. All das bringt einem die Geschehnisse im Buch sehr nah und lässt den Leser teilhaben   am Schicksal seiner beeindruckenden Protagonisten.

Freundschaft, Würde und Stolz sind neben dem Freiheitsdrang das Band, welches die Menschen in diesem Roman miteinander verknüpft. Gleichzeitig wird sehr schön vor Augen geführt, dass auch im fortgeschrittenen Alter nicht zwangsläufig alles vorbei sein muss und das Leben noch immer Abenteuer bereithalten kann, sogar ein Neubeginn nicht unmöglich ist. Das Recht auf Selbstbestimmung, sowie die Sehnsucht nach Liebe und Freiheit, ist in jeder Lebensphase gegeben und nicht nur den jüngeren Generationen vorbehalten. Und nicht selten steckt in einem alten Körper ein noch frischer, offener und kämpferischer Geist. Diese und viele andere Botschaften finden sich in diesem Buch. Worte, die viel Stoff zum Nachdenken anbieten, auch in Bezug auf das eigene Älterwerden.

Ein großartiger Roman voller Weisheit und Poesie, der noch lange in mir nachklingen wird. Es gibt Geschichten, die erreichen nicht nur das Herz, sondern berühren sogar die Seele. Dieses Buchjuwel gehört unbedingt dazu. Sehr    gerne vergebe ich hier fünf Sterne, mit einem ganz persönlichen dankbaren Zusatzsternchen!

"Er liebte sie, wie man einen Vogel liebt, einen seltenen Vogel, der dir von weit her zugeflogen ist und der sich in deiner Hand ein Nest gebaut hat." (Buchzitat, Seite 174)
 

 

Autor: Jocelyne Saucier

Buch: Ein Leben mehr

Erscheinungsdatum: August 2015

ISBN: 9783458176527

Verlag: Insel Verlag

 

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